9 Tage wach in der Neuköllner Oper. – Rezension

Der Spiegel Bestseller, der autobiografische Roman „9 Tage wach“, von Eric Stehfest, erlebte nun in der Neuköllner Oper in der Fassung von John von Düffel, plus Komposition und Musik des Christopher Verworner und Claas Krause, unter der Regie von Fabian Gerhardt, seine Uraufführung. (11. April)

Das Musiktheaterstück handelt von Drogen und Abstürzen, es wird getanzt und gekrochen, die Bühne ist eine schiefe Ebene aus Stahl.

Freude gelingt nicht

Nach einer trostlosen Jugend bei einer alleinerziehenden Mutter nahe Dresden, sucht sich der Held Eric, ein passionierter Skater, immer wieder mit irgend etwas zu beschäftigen,was ihm Freude macht, es gelingt nicht. Alkohol, Haschisch und Crack geben ihm kurzfristige Genüsse, die ihn leerer als vorher zurücklassen. Verknalltheiten enden im Chaos. Eines Tages kommt er auf die Droge Christel Meth und bleibt mit ihr in einem atemberaubenden Zustand „9 Tage wach“, danach will er sterben, stirbt aber nicht, wird stattdessen Schauspieler und macht am Ende Karriere, vorher noch jahrelange Quälerei durch Entziehungskuren.

Kratzt nur an der Oberfläche

Ich weiß nicht was, aber schon an der Geschichte störte mich irgend etwas, sie ist wohl so genau passiert, aber das Zudröhnen mit Drogen scheint irgendwie auf den Stoff abgefärbt zu haben, er kratzt nur an der Oberfläche, bleibt leer, tot, geht nirgends in die Tiefe. Die Neuköllner Oper hat daraus ein Musiktheaterstück gemacht, in dem viel Diskomusik vorkommt.

Inhalt beginnt zu zerfasern

Das Stück hat mich leider auch nicht überzeugt. Abgesehen davon, dass die gesungene Sprache, obwohl schlagkräftig, kaum verständlich ist, beginnt der Inhalt im Laufe des Stückes zunehmend zu zerfasern, zT wird er völlig unverständlich, bzw. nur für die verstehbar, die auch das Buch kennen. Die Musik, nach anfänglich vielversprechendem sehr schönem Schlagzeug-  und Trommelbeginn bleibt im Ganzen viel zu schlagerhaft.

Choreografie bestens

Sehr gut zum Inhalt passt allerdings die Choreografie, wie die Protagonisten sich auf der schiefen Ebene winden, wie sie ineinander stürzen, wie sie fremdbestimmt-marionettenhaft auf der Bühne wie blind und taub herumstolpern, das ist sehr gut gemacht.

Besser reines Musiktheater

Im Prinzip hätte das Stück nur choreografiert, als Pantomime mit Musik gespielt werden können, also als reines Tanztheater gegeben werden sollen, das wäre gut und viel, viel besser gewesen. Der Text hat eher gestört. Erfüllt auch nicht die aus dem Titel herrührenden Erwartungen, die Handlungen dieser 9 Tage versinken im allgemeinen Gedröhne, bleiben insgesamt seicht, flach und pubertär,ohne jede Tiefe.

Bilder leider auch nicht gelungen

Die Bilder, besonders die Verzerrungen, mit denen man YouTube-Laienfilme kopieren wollte, finde ich auch nicht so gelungen. Nachdem man einmal ein menschliches Gesicht zur Fratze gemacht hatte, wurde das dann zur Masche, das wurde einem allein schon aufgrund der Unästhetik über.

Schade, man hätte vielleicht mehr draus machen können, denn der Wunsch, Jugend zu erreichen, ist gut, die eher älteren Anwesenden fanden das auch unbedingt notwendig. Jedoch gut gewollt ist nicht immer gut gemacht.

 

 

 

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