Stadt Land Fluss – Berlinale – Rezension
Ein Film vom Erwachsenwerden und dem Leben auf dem Lande ist der Film “Stadt, Land, Fluss” von Benjamin Cantu (Reihe 14Plus), der in einer ehemaligen LPG in Brandenburg spielt, wo junge Lehrlinge, darunter sogar ein Mädchen, zu Landwirten ausgebildet werden. Die Kamera geht einen Sommer lang mit auf Ernte. Die Bauernkinder sind schweigsam und tun sich schwer mit der Theorie und dem Schreiben ihrer Berichtshefte, man lernt wie die „Morrübenproduktion“ vonstatten geht, wie man junge Kälber auf der Weide einfängt, um sie zu kennzeichnen, wie man große Tanklaster mit Wasser befüllt, wie man sie fährt und noch so manches andere, von der die weit entfernt lebenden Städter keine Ahnung haben. Das Besondere: Im Film sind nur die beiden Hauptdarsteller Schauspieler, alles andere ist ein dokumentarisches Filmprojekt über den Ort Jänickendorf.
Liebe ohne Worte
Vor diesem Hintergrund spielt sich aber nun eine homosexuelle Liebesge-schichte ab, die fast völlig ohne Worte, nur mit erstaunten vorsichtigen Blicken, irritierenden Gesten und seltenen, zufälligen Berührungen auskommt. Zwei Sachen, die man meint, nicht zusammenbringen zu können: Homosexuelle Liebe in der Brandenburgischen Pampa? Doch es geht und ist gleichzeitig eine wunderschöne Geschichte vom zufälligen Entstehen von noch fremden Gefühlen, vor denen die Protagonisten am liebsten fliehen wollen, aber zu denen es sie auch unbezwinglich hinzieht.
Blicke, Gesten, Umarmungen
Angedeutet wird die Homophobie in den Betroffenen selbst, die dem Ausleben der Gefühle zunächst im Wege steht, sowie auch in den Blicken und Distanzierungen der anderen, als die beiden es selbst noch nicht mal wissen, dies alles knapp, ohne große Worte. Schönes Bild am Ende, eine offene Umarmung auf dem Hof der Lehranstalt. Schöne Erste-Liebe-Geschichte, die zeigt, wie hinderlich manchmal Worte sind und wie gut es ist, sie in der entscheidenden Phase einer entstehenden Liebe manchmal auszusparen.