Anja Röhl: Kindererholungsheime als Forschungsgegenstand

Zwischen den 1950er und 1980er Jahren wurden in der Bundesrepublik etliche Millionen Kinder ohne ihre Eltern für Wochen zur vermeintlichen „Erholung“ in Heime und Heilstätten geschickt. Die in diesem Rahmen verübte systematische Gewalt an Kindern wurde jahrzehntelang ignoriert. In den letzten Jahren haben sich ehemalige „Verschickungskinder“, wie sie sich selbst nennen, begonnen zu organisieren und ihre Erfahrungen öffentlich zu machen. Anja Röhl nimmt in ihrem Forschungsbeitrag über Kindesmisshandlungen im Rahmen der „Heimverschickung“ einen bislang wenig beleuchteten Aspekt in den Blick, indem sie der Frage nachgeht, welche Rolle damalige Erwachsene als Zeitzeug*innen spielen. Unsere Vorveröffentlichung aus Heft 31 der Sozial.Geschichte Online findet sich hier zum kostenfreien Download. Am 14. Mai 2022 findet im Hamburger Thalia Theater die Premiere des Stücks „HEIM|WEH. Kinderkuren in Deutschland“ statt, das u. a. auf Anja Röhls Forschungen aufbaut.

In ihrer detaillierten Studie „Erholungsheime als Forschungsgegenstand. Erwachsene Zeitzeug*innenschaft am Beispiel eines Beschwerdebriefes im Adolfinenheim auf Borkum“ beleuchtet Anja Röhl anhand eines 1973 von drei Praktikantinnen eines Erholungsheims verfassten Beschwerdebriefes und des sich darauf entspinnenden archivierten Briefwechsels den Umgang der Verantwortlichen aus Heimleitung, lokaler Verwaltung und Regionalpolitik mit der Aufdeckung und Skandalisierung von Kindesmisshandlungen und einer zu befürchtenden kritischen Öffentlichkeit. Sie knüpft dabei an Ergebnisse dreier Fachtagungen (2019, 2020, 2021) sowie einer Dokumentation der Diakonie Niedersachsen aus dem Jahr 2021 an, die sich dem Thema der Misshandlung von „Verschickungskindern“ widmeten.

Referenz: https://sozialgeschichte-online.org/

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