Klapptomanie – Ein eindrucksvolles Trio
Neulich in der Junction Bar in Kreuzberg ein Jazzkonzert. Vorne drei Nachwuchskünstler aus Hamburg, die Gruppe “Klapptomanie”, genannt nach dem Pianisten Lukas Klapp, die waren wirklich eine echte Überraschung. Kann doch Jazz sonst manchmal eine gewisse Eintönigkeit nicht vermeiden, ja, gehört es einfach oft dazu, dass halb in Trance spielende, über ihrem Klavier hängende, an ihrem Baß klebende und auf dem Schlagzeug wippende Gestalten lediglich die Unterhaltung untermalen. Wie anders aber war es hier: Lukas Klapp (piano), Giorgi Kiknadze (bass) und Julian Erdem (dr), spielten, als sei der Teufel in sie gefahren und dazu hatten sie eine Variationsbreite, die von zartestem Streicheln der Instrumente bis zum leidenschaftlichsten Exzess reichte, so dass die Gäste des Lokals ausnahmslos wie gebannt von der Vielfältigkeit ihres Spiels waren.
Nach ihren eigenen Worten ist die Hamburger Band Klapptomanie allen Musikrichtungen gegenüber aufgeschlossen und stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Freie Improvisationen, komplexe Rhythmen und moderne Harmoniekonzepte, starke Verbundenheit zur Jazz Tradition und Bebop schließen sich für Klapptomanie nicht aus, sondern im Gegenteil, bilden für sie eine reizvolle Herausforderung. Neben Eigenkompositionen schöpft Klapptomanie aus einem Pool von traditionellen Jazz Standards bis hin zur Musik von Wayne Shorter und Herbie Hancock. Stark beeinflusst durch die Musik des zweiten Miles Davis Quintetts orientiert sich Klapptomanie darüber hinaus an aktuellen Entwicklungen im zeitgenössischen Jazz.
Dabei kommen alle Spieler gleichermaßen zur Geltung, keiner wirkt gehemmt, nicht einbezogen. Auch will hier niemand sich selbst herausstellen, auf Kosten der anderen, im Gegenteil, die jungen Männer wirken bescheiden und freundlich einander und dem Publikum zugewandt. Trotzdem entfalten sie sich, kommen aus sich raus, geben, was sie haben und das ist vielversprechend. Es schien eine einzige große Klangfigur zu sein, die sich da entfaltete, gemeinsame Worte suchte, auseinander- und wieder aufeinander zuging, zusammen zu sprechen schien auf packende Weise. Interessant war das manchmal auch Schwebende in der Musik, als würden Fragen gestellt, das immer in Harmonie und Melodie zurückfand. Standing ovations für die Gruppe Klapptomanie, von der wir hoffentlich noch öfter hören werden! Ein genussvoller Abend, der leider viel zu kurz war.
Nächste Auftritte:
16 Nov 2009, 21:00 – Hafenbahnhof, Große Elbstraße 276, Hamburg, 22767
03 Dez 2009, 21:00 – Schlot, Chausseestraße 18, Berlin 10115 – Eintritt frei, Spenden erwünscht
17 Dez 2009, 21:00 – Birdland, Gärtnerstr. 122, , Hamburg 20253
03 Feb 2010, 20:30 – Blauer Engel, Kaistraße 47, Kiel, Schleswig-Holstein 24103
weitere Infos: www.myspace.com/klapptomanie