jw / 2.5.11/Feuilleton Wolfgang Borcherts berühmtes Stück »Draußen vor der Tür« meint nun nicht mehr nur noch 1947, nein, es ist jetzt, hier und heute gemeint, erstaunlich, wie gut das gelingt. … Am Hamburger Thalia Theater wird es von Luc Perceval sehr besonders inszeniert. Ein riesiger, schräg über die Bühne gespannter Spiegel gibt das Bühnengeschehen abermals in einem riesigen Bild wieder:

Schon lange kann man in der Pädagogik den ebenso gefährlichen wie praktischen Trend beobachten,  Verursachung jeglicher Verhaltensweisen neuerdings wieder durch „Vererbung“ zu erklären. So auch Sarrazin: „Man muss davon ausgehen, dass menschliche Begabung zu einem Teil sozial bedingt ist, zu einem anderen Teil jedoch erblich…. ich erinnere an ein Dossier der Zeit dazu. Es berichtet von den zwanzig Tonnen Hammelresten

Eine Straße in Neukölln, auf der Bühne schräg zu sehen: Altneubau, dreckig, klein, eng, übereinandergekastelte Kleinstbalkone mit vereinzelter Deutschlandfahne, Topfpflanzenidylle, und Schüsseln zum Fernsehparadies, unten ein Handyshop mit Blinkleuchtschrift, oben drüber ein Loft mit gelangweilten Kleinkapitalisten, die sich eine Versteigerungswohnung „geholt“ haben. Es trifft weißes, kleinbürgerlich orientiertes Subproletariat auf aufstrebende Zuwanderer-Kleinhändler, neuerdings angereichert durch Versteigerungs-Schnäppchenjäger einer verkommenen Kapitalistenklasse. Daraus wird

Vier junge Autoren bekamen die Aufgabe, ein Kinderstück für das Berliner Gripstheater zu schreiben. Und zwar in einem Workshop. »Schreibt, was euch bewegt, schreibt das Kinderstück, was euch am Herzen liegt!« so hieß es. Es winkte der »Berliner Kindertheaterpreis« 2011. Herausgekommen sind vier tolle Stücke, von denen das Publikum am Mittwoch, dem Tag der Preisverleihung, je eine szenische Lesung zu

Wegen Reichtum geschlossen in der Regie von Gunter Seidler am acud-Theater in Berlin Mitte. Das acud-Theater findet man in einem originellen Haus, wer einem Tourist mal zeigen will, wie es in einem echten besetzten Haus aussieht, der schleppe sie abends ins acud, dort gibt’s eine Bar, einen Musikschuppen, ein Kino, ein Theater mit vier eigenen und zahllosen Gastspielen im Jahr,

Bauern, Bonzen, Bomben in einer Bearbeitung des Schauspiel Hannover, Regie Tom Kühnel, ist empfehlenswert. Die Sozialstudie ist hochaktuell gespielt und sagt uns besonderes viel zur Entstehung möglicher faschistoider Bewegungen. Tucholsky bezeichnete ihn als „wundervollen Kleinstadtroman“, der das Gewebe auftrenne und uns das Futter zeige, „schmerzhaft echt“, ein  „Meisterstück forensischer Schilderung“, ein Roman, der zeige, dass „in die deutschen Städte der

In der Tiefe – ganz unten – auf dem Lebensgrunde – so lauten die Namen des Gorki´schen Stückes, das 1902 urausgeführt wird und wo Gorki, der noch ein Jahr davor in Russland bettelnd auf den Landstraßen umherzog, das erste Mal als Dichter wahrgenommen wurde, indem man ihn allein 18 mal vor den Vorhang rief. Was war passiert? Er hatte einer

Postmigranten im Theater haben jüngst eine Antwort auf die Sarrazin-Thesen gegeben, allerdings nicht ethnisch sondern sozial  (im Programmheft durch Schiller-, Marx- und Gramscizitate untermauert).  Sie haben dabei etwas Erstaunliches geschafft:  Die sozialen Probleme in ihrer eigenen postmigrantischen Gesellschaft extrem scharf zu skizzieren und dann die Bühne zu einem überraschenden Ort des sozialen Wandels zu machen. Das Theaterstück „Verrücktes Blut“ am

Kulturelle Bildung in der Naunynstraße ist die Selbstermächtigung der Ausgegrenzten! Es gibt verschiedene Möglichkeiten auf soziale Ausgrenzung zu reagieren, man kann sich einen Panzer anschaffen und in der Gegend herumballern, man kann traurig werden, oder man kann ins Ballhaus Naunynstraße gehen und dort zum Theaterregisseur werden. Ayhan Sönmez, wählte in seinem Stück „Tag für Tag“, wo einer sich gegen entfremdete „Arbeit

31.1.11 / jw Feuilleton Das Stück »Der Freischuß«, das gegenwärtig in der Neuköllner Oper in Berlin gegeben wird, ist angelehnt an die bekannteste Oper von Carl Maria von Weber, »Der Freischütz« von Anfang des 19. Jahrhunderts. Geht es bei Weber um einen »Probeschuss«, mit dem sich ein beim Schützenfest Gedemütigter bewähren soll und hiervor große Angst entwickelt, möchte in der