“Forbidden zone” in der Schaubühne Rezension
junge welt / Feuilleton / 2.9.14
Am Donnerstag, 28.8.14, hatte an der Berliner Schaubühne »The Forbidden Zone« Premiere, eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen über Frauen in Zeiten des Krieges. Die Herren des Krieges, die Politiker, durften sie nicht einmal wählen. Sie erhoben laut ihre Stimmen, doch die blieben zu schwach.
So richtete sich ihre Wut nach innen, gegen sich selbst. Hauptpersonen sind die Wissenschaftlerin Clara Immerwahr, zur Zeit des Ersten Weltkriegs Ehefrau des Giftgaserfinders Fritz Haber, und ihre Enkelin Claire Haber, die am Ende des Zweiten Weltkriegs mit Erfolg an einem Gegengift forschte, bis die Mittel gestrichen und Atomwaffen entwickelt wurden.
Ein Gewebe zitternder Muskeln
Beide Frauen kämpfen gegen den Krieg, unterliegen, können nicht aushalten mitanzusehen, was sie vorausahnen, fühlen sich hilflos, ohnmächtig. Bis sich am Ende einzig die suizidale Kraft in ihnen entlädt. Zentraler Text ist der expressionistisch-dokumentarische Aufschrei von Mary Borden, »The Forbidden Zone«, Ergebnis eines Aufenthalts in einem Lazarett. Borden stellt eine fiktive Soldatenfigur in den Raum: »Der Tod stürzt sich auf ihn, seht die Stille in seinem Gesicht, aus zarten kleinen Knochen und Fleisch, Gewebe zitternder Muskeln, fein wie Seide… Ein Schlag, nur ein Augenblick noch, und das Gesicht dieses Mannes ist ein Haufen lebloses Zeug, ekliger Schleim und kleine brüchige Stückchen.«
Ein gekonnt inszenierter Film
Die Stärke der Aufführung sind die monologisch eingesprochenen Texte von dieser und anderen Mahnerinnen, aber was hat Regisseurin Katie Mitchell sich einfallen lassen? Ein riesiger, aufgeklappter U-Bahnzug wird hin- und hergefahren, die Menschen darin sieht man kaum. Dahinter mehrere Zimmer, in denen womöglich Menschen spielen – wir sehen es nicht. Was wir sehen, ist eine große Leinwand über der Bühne. Darauf läuft ein gekonnt inszenierter Film. Der wird live gedreht, man wird Zeuge davon, sieht Kameraleute flitzen, sich ducken, Schnüre ziehen.
Auf der dunklen Bühne kaum Wirkung
Was dort auf der dunklen Bühne passiert, entfaltet jedoch kaum Wirkung, auch nicht als V-Effekt, wie vielleicht intendiert, es stört nur beim Gucken des tollen Films, lenkt ab von den ausdrucksstarken Gesichtern der Hauptdarstellerinnen und den Texten von Borden, Emma Goldman, Virginia Woolf, Simone de Beauvoir u.a.
Nächste Vorstellungen: 25. und 27.10., jeweils 20 Uhr